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Das Leben ist schrecklich? Selbst Schuld!

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Musstet ihr in der Schule auch „Die Leiden des jungen Werther“ lesen? Dieses unattraktive gelbe Reclam-Heft mit der winzigen Schrift? Ich konnte das Buch zu Schulzeiten nicht wirklich leiden, quälte mich von Kapitel zu Kapitel und mochte am Ende nur einen einzigen Satz …


 
aufmacher

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Kleid: Saint Tropez

Tasche: Suri Frey

Schuhe: Tamaris

Armband: Vera Mont

 

Musstet ihr in der Schule auch „Die Leiden des jungen Werther“ lesen? Dieses unattraktive gelbe Reclam-Heft mit der winzigen Schrift? Ich konnte das Buch zu Schulzeiten nicht wirklich leiden, quälte mich von Kapitel zu Kapitel und mochte am Ende nur einen einzigen Satz: „Da verließ ich sie mit der Bitte, sie selbigen Tags noch sehen zu dürfen; sie gestand mir’s zu, und ich bin gekommen—und seit der Zeit können Sonne, Mond und Sterne geruhig ihre Wirtschaft treiben, ich weiß weder daß Tag noch daß Nacht ist, und die ganze Welt verliert sich um mich her.“

 

An der Uni habe ich Werther noch einmal gelesen, freiwillig, und dazu ein Seminar belegt, ebenfalls freiwillig. Diesmal hatte ich wesentlich mehr Freude am Lesen, wahrscheinlich aus eben dem Grund, dass alles freiwillig war. Und bei der Interpretation wurden zum ersten Mal keine steifen Lektürehilfen herangezogen, die einem vorschreiben, wie man ein bestimmtes Werk auszulegen hat. Stattdessen hing ich an den Lippen meines uralten Dozenten und fand besonders eine These spannend: Werther leidet, weil er es so will. Weil er, wenn es ihm schlecht geht, nur die negativen Aspekte des Lebens betrachtet: die gelben Blätter, die vom Baum fallen, den Mond, der umgeben ist von schwarzen Wolken, der nahende Winter.

 

Werthers Verhalten lässt sich mehr oder weniger auf jeden von uns übertragen. Sind wir traurig, drehen wir melancholische Musik auf, verkriechen uns in unser Bett und fühlen uns darin bestätigt, dass die ganze Welt schlimm und deprimierend ist. Und dann geht es uns noch schlechter. Wer eine negative Welt sehen will, wird sie auch finden. Es gibt genug Beweise dafür, dass unser Leben schrecklich ist, wenn wir sie nur finden wollen: die unfreundliche Kassiererin, der mürrische Kollege, das Auto, das uns fast über den Haufen gefahren hätte, der Bus, der uns direkt vor der Nase weggefahren ist, der ständige Regen …

 

Das Gute an der Sache: Die Regel gilt auch andersrum. Wer eine positive Welt sehen will, wird auch diese finden: den freundlichen Kunden, der uns an der Kasse vorgelassen hat, der Kollege, der zwischendurch kurz mal lächelt, das Auto, das uns eben nicht über den Haufen gefahren hat, der Bus, den wir nicht immer, aber oft erwischen, die Sonne, die auf den Regen folgt … Was auch immer wir beachten, verstärkt sich. Ob wir die Welt schön oder schrecklich finden – wir haben es selbst in der Hand.

 

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